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Klerus, Mönche |
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II. Die klerikalen bzw. liturgischen Gewänder
Entsprechend der altrömischen Kleidung, aus der die liturgische Gewandung sich entwickelt hat, lassen sich bei dieser Gewandstücke unterscheiden, die als Unterkleider zu gelten haben, andere, die als Oberkleider dienen. Der Übersicht halber fügen wir die Bekleidungsstücke für Haupt, Hände und Füße sowie die besonderen Abzeichen einzelner hierarchischer Stufen hinzu, die in eigenen Abschnitten behandelt werden. Zu den liturgischen Unterkleidern gehören: das Schultertuch (der Amíkt), der Fáno des Papstes, die Albe mit Gürtel, das Subcinctórium des Papstes, das Superpellíceum oder Röcklein, das Rochétt. Die Oberkleider bestehen aus: Tunizélla und Dalmátik, Meßgewand (Kasel), Pluviále (Rauchmantel), Cappa Magna und Mozzétta. Für die liturgische Handbedeckung dienen besondere Handschuhe. Die liturgische Fußbekleidung besteht aus eigenen Strümpfen und Schuhen. Die liturgische Kopfbedeckung umfasst die Tiára, die Mitra, den Piléolus und das Birett. Unter die Gruppe der liturgischen Abzeichen fallen: der Manípel, die Stola, das Pállium, der Ring, der Bischofsstab, das Brustkreuz, das erzbischöfliche Vortragskreuz.
Untergewänder
Das Schultertuch, auch Humerále oder Amíkt genannt, ist ein rechteckiges Leinentuch (für gewöhnlich achtzig bis neunzig Zentimeter lang und sechzig bis siebzig Zentimeter breit), das um Hals, Schulter und Brust gelegt und mit Bändern befestigt wird. Amictus, der „das Sichanschmiegende, Anliegende“ heißt, hatte bei den alten Römern eine doppelte Bedeutung: einmal er die Art, in der besonders der Redner seinen Mantel als Überwurf drapierte; sodann war er der Name für das Purpurgewand, das das Haupt des Priesters beim Opfer, wie überhaupt das Haupt des Betenden, verhüllte. Die symbolische Bedeutung tritt bei der Diakonenweihe zutage, bei der das Schulteruch die „Schulung der Stimme“ versinnbildlicht und da es über das Haupt gezogen wird als „Helm des Heils“ im Gebet zum Ausdruck kommt. Als amtliches kirchliches Kleidungsstück lässt der Amíkt sich mit Sicherheit im achten Jahrhundert nachweisen. Beim Zurückwerfen auf das Obergewand bildete das Schultertuch eine Art Kragen, wie man auf vielen Denkmälern des Mittelalters ersehen kann. Daraus bürgerte sich im 12. Jahrhundert die Sitte ein, die Längsseite des Schultertuchs mit Stickereien zu versehen, die den Hals als Zierstreifen kragenförmig umgaben. Dies ist im ambrosianischen Ritus (Mailand) heute noch der Fall; auch einige der älteren Orden tragen das Schultertuch über der Kapuze.

Der Fáno ist ein päpstliches, aus zwei Stofflagen bestehendes, mit roten und goldenen Parallelstreifen verziertes Schultergewand aus weißer Seide in annähernder Kreisform, das der Papst bei der heiligen Messe über der Albe trägt, dessen obere Stofflage sich aber kragenartig über das Messgewand legt.

Die Albe ist ein bis auf die Füße reichendes „weißes“ Leinenkleid mit engen Ärmeln. Die Durchschnittslänge beträgt eineinhalb Meter, der Saumumfang drei bis dreieinhalb Meter, so dass man in ihr gehen und knien kann und ein gefälliger Faltenwurf zustande kommt. Dem Schnitt nach ist die Sackalbe am gebräuchlichsten. Oben und unten gleich weit, wird sie oben durch enge Fältelung zur Schulterbreite eingenäht. Die im Mittelalter allein übliche Girenalbe besteht aus einer Mittelbahn von ungefähr neunzig Zentimeter Breite und seitlichen Keilstücken oder Giren, die bis zum Ansatz des schräg aufwärts angenähten Ärmels reichen. Ihr Vorteil liegt in dem natürlich gegebenen Faltenwurf. Mit der Girenalbe hat auch die Spatelalbe seitliche Keilstücke, die jedoch bis zu den Schultern reichen. Als Zier wird die Albe am Saume und an den Ärmeln mit einer gestickten Borte oder Spitze besetzt. Die heute gebräuchliche Albe geht auf die Túnika, das allgemeinübliche römische Hauskleid, zurück. Die Ärmeltúnika wurde seit dem dritten Jahrhundert unter orientalischen Einfluss zur volkstümlichen Tracht. Den genauen Zeitpunkt, wann die Túnika liturgisches Gewand geworden ist, kennen wir nicht. Im achten Jahrhundert wurde sie in Rom von allen Klerikern getragen. Was die Form und Ausstattung der liturgischen Túnika angeht, so zeigen die Mosaiken aus dem Anfang des fünften Jahrhunderts schmalärmlige Túniken mit schmalen parallelen Streifen (clavi), die von den Schultern bis zu den Knöcheln reichten; auch Besätze am Halsausschnitt, am unteren Saum und an den Ärmeln waren üblich. Reichverzierte Alben sind bis zu Anfang des zwölften Jahrhunderts selten. Werden solche genannt, dann haben sie Goldstickereien oder Goldborten um den unteren Saum. Mit dem zwölften Jahrhundert werden die Besätze häufiger und bei besseren Alben zur Regel – eine Folge des gesteigerten Verkehrs mit dem Osten, wodurch kostbare Stoffe und Borten nach dem Abendland gelangten. Mit der Gotik verbreiteten sich als Schmuck die Parúren, vier oder fünf kurze, quadratische oder rechteckige Zierstücke aus wertvollem Stoff, manchmal mit Stickereien und Edelsteinen geziert, die auf den Ärmeln, in der Mitte oberhalb des Saumes, auf der Vorder- und Rückseite, sowie ab und zu auf der Brust der Albe angebracht wurden. Ihre Farbgebung entsprach häufig der des Messgewands. Zu Beginn der Renaissance kamen Spitzen auf. Zuerst in der spanischen Staatskleidung zur Zeit Karls V. üblich, fanden sie ihren Eingang auch in die kirchliche Gewandung und wurden an unteren Albenrand verwandt. Die Albe versinnbildlicht nach den mittelalterlichen Liturgikern die Reinheit.

Das Zíngulum, der liturgische Gürtel der Albe, ist ein Strick oder Band zum Gürten oder Aufschürzen. Aus Leinen, Hanf, Seide oder Wolle gefertigt, beträgt seine Länge bei einfacher Gürtung ungefähr zweieinhalb bis drei Meter, bei doppelter Gürtung dreieinhalb bis vier Meter. Die Enden werden mit Fransen oder Quasten geschmückt, die der Bandzíngula mit Stickereien. Seiner Farbe nach ist der Gürtel weiß, er kann aber auch mit der Farbe der Paramente übereinstimmen. Symboliker betrachten ihn als Symbol der Enthaltsamkeit.

Der Papst trägt bei der Pontifikalmesse an der linken Seite das sogenannte Subcinctórium, das die Form des Manipels hat und bloßes Zierstück ist. Früher diente es zur Befestigung der Stola.

Das Superpellíceum, gewöhnlich Röcklein genannt, ist eine gekürzte, bis zu den Knien reichende Albe. Aus Leinwand oder Baumwolle gefertigt, hat es weite, halbweite, oder auch, in gänzlicher Verkennung des Gewandstückes, aufgeschnittene Ärmel, die manchmal sogar völlig fehlten. Das Superpellíceum wird seit dem siebzehnten Jahrhundert häufig mit Spitzen oder gestickten Besätzen verziert. Der natürlichste Schmuck ist sein Faltenwurf oder Leinenstickerei. Es ist das den Klerikern der niederen Weihegrade zukommende liturgische Gewand, wird aber auch von dem Kleriker höherer Rangstufen getragen. Bei liturgischen Verrichtungen wird das Röcklein überall dort gebraucht, wo kein besonderes liturgisches Kleidungsstück vorgeschrieben ist. Das Superpellíceum tritt mit dem elften Jahrhundert in den feuchtkalten Gegenden des Nordens auf; es wurde als Chorkleid statt der Albe getragen. Der Name deutet an, dass es zuoberst „über den Pelzkleidern“ getragen wurde, die zum Schutz gegen die Kälte üblich waren. Die Entstehungsursache dürfte darin liegen, dass die Albe als Obergewand über die dicken Pelzkleider durch das Gürten und ihre engen Ärmel zu unbequem und darum zum weiteren Röcklein umgestaltet wurde. Freilich blieb es bis ins dreizehnte Jahrhundert so lang wie die Albe. Sinnbildlich wird das Superpellíceum der weißen Farbe wegen als Mahnung zur Keuschheit und Unschuld aufgefasst.

Das Rochétt, dem Superpellíceum gleich, mit Ausnahme der Ärmel, die eng anliegen, ist das auszeichnende Gewand der Bischöfe und Prälaten. Man trägt es im Chore, bei Prozessionen, zur Predigt und anderem, doch nur von der Mozzétta, Cappa magna (siehe unten) oder den besonderen Gewändern bedeckt.

Obergewänder
Die Dalmátik und die Tunizélla sind die seidenen Obergewänder für Diakon und Subdiakon. Die Dalmátik wurde schon im vierten Jahrhundert zum besonderen Amtskleid des Papstes und der römischen Diakone. Heute sind diese Gewänder meist gleich, während früher die Tunizélla kürzer war und enge Ärmel hatte. Als Verzierung sind auf der Vorder- und Rückseite zwei senkrechte Streifen oder Borten aufgesetzt, die meist vorn und hinten durch einen Querstreifen in Brusthöhe verbunden werden; die Ärmel sind von einem Saumbesatz umgeben. In der Farbe richteten sich die Gewänder nach dem Meßgewand. Man braucht sie beim feierlichen Hochamte, bei feierlichen Vespern (nach deutschem Gewohnheitsrecht), Prozessionen und Segnungen. Nur an Tagen, die ausgesprochenen Bußcharakter tragen, bedient man sich statt ihrer einer vorne zu halber Länge zusammengefalteten Kasel. Diese Sitte ist noch eine Erinnerung an die Zeit, da die Dalmátik nur von weißer Farbe war und darum als Fest- oder Freudengewand galt. Die Dalmátik kam in der späteren Kaiserzeit auf und unterschied sich von der gewöhnlichen bis auf die Füße herabfallenden Ärmeltunika weniger durch den Schnitt als durch den Stoff und den Umstand, dass man sie ohne Gürtel trug. Sie ist, wie der Name besagt, eine ursprüngliche dalmatische Tracht. Sie wurde sowohl aus Leinwand wie aus Wolle, Seide und Halbseide angefertigt, und zwar, wie schon erwähnt, ursprünglich nur in weißer Farbe. Zwei einfache Zierstreifen (clavi) von roter oder dunkler Farbe auf der Vorder- und Rückseite bildeten lange Zeit die einzigen Verzierungen. So zeigen sie uns Mosaiken und Fresken der acht ersten Jahrhunderte. Um das neunte Jahrhundert gehörte die Dalmátik wohl überall im Abendland nun mehr der liturgischen Kleidung an. Im sechsten Jahrhundert war eine Túnika für Subdiakone in Gebrauch, die im zehnten Jahrhundert allgemeines Amtskleid geworden ist. Sie war offenbar eine Nachbildung der Dalmátik zur Auszeichnung der ersten Stufe der höheren Kirchendiener, jedoch von Anfang an kürzer (daher auch „kleine Dalmátik“ genannt), besaß engere Ärmel und trug keine Clavi. Der Papst trug als Zeichen der Fülle der Weihegewalt schon im achten Jahrhundert außer der Kasel die Dalmátik und unter ihr die kleinere Tunizélla. Im zwölften Jahrhundert trugen auch die Bischöfe unter dem Meßgewand beide Gewandstücke. Im vierzehnten Jahrhundert wird die Dalmátik, und mit ihr die Tunizélla, die um diese Zeit sich von ihr kaum mehr unterscheidet, stark gekürzt, bis sie schließlich im achtzehnten Jahrhundert nur noch einen Meter lang ist. Mit dem ersten Jahrtausend kommen farbige Dalmátiken auf, für die im zwölften Jahrhundert der Farbkanon des Messgewandes maßgebend wird. Vom dreizehnten Jahrhundert an herrschte in der Art der Verzierung große Mannigfaltigkeit, bis mit dem Ausgang des Mittelalters wieder eine größere Einheit sich anbahnte und im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert die heute üblichen Formen sich herausbildeten. Die Stäbe schmückte man gerne mit übereinander stehenden Heiligenfiguren. Die Tunizélla ist das „Gewand der Freude“, die Dalmátik ein Sinnbild der Freude und Gerechtigkeit.

Das Meßgewand (Kasel, planéta), das liturgische Obergewand des Priesters und Bischofs, besteht in der jetzigen römischen Form aus einem skapulierartigen Überwurf mit Kopfdurchlaß, dessen Rückenlänge in gleichmäßiger Breite von ungefähr siebzig Zentimeter einen bis eineinviertel Meter beträgt, und dessen vordere Hälfte seitlich ausgeschnitten ist. Die Verzierung besteht auf der Vorder- und Rückseite aus zwei parallel laufenden senkrechten Streifen (bzw. Borten); in der Mitte der Vorderseite kommt unterhalb des Kopfdurchlasses noch ein wagerechter Streifen hinzu. Die in Deutschland übliche Form ist rückwärts mit einem geradbalkigen Kreuze geschmückt, auf der Vorderseite mit einem einfachen Stab. Seit etwa siebzig Jahren ist man auf die spätmittelalterliche Form zurückgekommen, die den ursprünglichen Zustand des Messgewands deutlicher erkennen lässt, indem sie länger ist und seitlich bis auf die Arme bzw. Handknöchel reicht; sie hat auch in Rom Eingang gefunden.
Seinem geschichtlichen Ursprung nach geht das Meßgewand auf das in der ganzen griechisch-römischen Welt gebräuchliche Obergewand, die Paénula, zurück, die ursprünglich ein Regenmantel und ein Kleid geringerer Leute war, dann aber ein Gewand aller Stände wurde. Die Paénula war eine Art Pelerine (in der Regel mit einer Kapuze), die vornehmlich im Winter getragen wurde und schon in der vorkaiserlichen Zeit üblich war. Dieser anscheinend kreisrund geschnittene und nur mit einem Ausschnitt für den Kopf versehene Mantel bedeckte vom Hals an den ganzen Körper. Er war meist aus dickem Wollstoff. Der Gebrauch der Planéta war in und außerhalb Roms verschieden. Bis ins neunte Jahrhundert bedienten sich ihrer in Rom alle Kleriker. Sie blieb bis zur Wende des zehnten Jahrhunderts liturgisches Obergewand des Priesters und Bischofs für alle feierlichen Funktionen. Danach wurde das Pluviále (siehe unten) üblich, und vom zwölften Jahrhundert an war die Kasel ausschließlich Meßgewand. Bis zum dreizehnten Jahrhundert war die Kasel ein weiter, langer, geschlossener, mit einem Kopfdurchlaß versehener Mantel. Daher auch ihr Name: Cásula = Hüttchen, weil sie den Körper allseitig umgab. Vom dreizehnten Jahrhundert an wird die seitliche Länge gekürzt, biss gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts die heutige Form erreicht war. Was den Stoff betrifft, aus dem im Laufe der Zeit die Kaseln verfertigt wurden, so waren nach Angabe der Inventarien zur Karolingerzeit seidene Kaseln schon nichts Seltenes mehr; vom dreizehnten bis fünfzehnten Jahrhundert waren die Kirchen reich mit Paramenten aus Seide jeder Webart versehen. Bis ins zwölfte Jahrhundert scheinen meistens einfarbige Stoffe üblich gewesen zu sein, weiße, gelbe, purpurne, blaue, braune, während in den folgenden Jahrhunderten zwei- und mehrfarbige Gewebe beliebt waren. Auch die Ausstattung der Kasel war bis zum dreizehnten Jahrhundert sehr mannigfaltig. Zierbesätze um den Kopfdurchlaß oder auf der Vorder- und Rückseite, anfangs seltener, werden seit dem elften Jahrhundert immer häufiger; eine Einheitlichkeit darin gibt es nicht. Im dreizehnten Jahrhundert lassen sich dann bestimmte Typen feststellen; im Norden war das Gabelkreuz gebräuchlich, vorzüglich auf der Rückseite, welches freilich auch schon auf vorkarolingischen Monumenten und auf Kaseln des zehnten und elften Jahrhunderts zu sehen ist. Im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert war es sehr beliebt. Es hält sich bis zum siebzehnten Jahrhundert; dann verschwindet es mehr und mehr. An seine Stelle tritt das horizontale Kreuz. 1325 kommt die Sitte auf, das Bild des Gekreuzigten auf dem Kaselkreuz anzubringen. Im Süden kannte man nur einen senkrechten Streifen als Zierbesatz auf der Vorder- und Rückseite nebst Einfassung um den Kopfdurchschlupf und einen Querbesatz unter ihm auf der Vorderseite. Mit Vorliebe schmückte man die Kaselbesätze mit figürlichen Stickereien.

Das Pluviále (wörtlich Regenmantel oder Gewand nach Art eines Regenmantels) auch Cappa, Rauch- oder Vespermantel genannt, ein bis zu den Füßen reichender Mantel, der durch Schließen oder durch mit Haken und Ösen versehene Laschen vor der Brust zusammengehalten wird. Ausgebreitet stellt er einen Halbkreis dar. Die Vordersäume werden gewöhnlich mit einem Besatz in Stickerei oder Borten geschmückt, rückwärts hängt ein Schild herab, mit Stickerei und Fransen versehen. Das Pluviále wird aus Seide oder Halbseide hergestellt, wenn auch der Gebrauch dieser Stoffe nicht verpflichtend ist. Das Pluviále stammt von der klerikalen und mönchischen Cappa des achten und neunten Jahrhunderts, einem der Planéta ähnlichen Mantel, der mit Kapuze versehen und vorne offen war. Bessere Kappen, die man wie die einfachen im Chore oder bei der Prozession trug, waren aus Seide. Aus ihnen entwickelte sich die liturgische Cappa. Um die Wende des ersten Jahrtausends wurde das Pluviále allgemeinübliches liturgisches Gewand, dessen sich besonders die Vorsänger bedienten, die am Chorpult den Einleitungspsalm der Metten oder die Messgesänge vortrugen. Die Darstellungen seit dem elften Jahrhundert zeigen die Cappa vorne offen, während es vorher auch geschlossenen gab. Der Saumbesatz, der noch am Anfang des dreizehnten Jahrhunderts sehr schmal war, wurde am Ende dieses Jahrhunderts breiter und oft mit figürlichen Stickereien ausgestattet. Die Kapuze war schon in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts nur mehr Zierstück. Aus der kleinen Zierkapuze wurde dann ein dreieckiges Stoffstück, das im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert rund oder oval endete oder einen Schild in Form eines gedrückten Bogens bildete. Großen Wert legte man im Mittelalter auf die Spange oder Agraffe, die das Pluviále zusammenhielt oder als bloßer Schmuck über einer eigenen Schließvorrichtung angelegt wurde. Den Saum zieren manchmal Fransen, Börtchen, sogar Glöckchen. Nach der mittelalterlichen symbolischen Auslegung gilt das Pluviále als Sinnbild eines heiligen Wandels.

Die Cappa magna ist ein ringsum geschlossener, mit Kapuze versehener Mantel, welcher bis zur Brusthöhe aufgeschlagen getragen wird und rückwärts in einer Schleppe endete. Sie ist eine Auszeichnung der Kardinäle, Patriarchen und Bischöfe sowie der Äbte und Kanoniker denen sie verliehen wurde, und wird über dem Rochétt getragen. Die Cappa der Kardinäle besteht aus roter, in der Fasten- und Adventszeit aus violetter Seide. Bischöfe tragen eine Cappa von violetter Farbe, Benediktineräbte eine schwarze. Bei Ordenskardinälen und –Bischöfen entspricht die Cappa der Farbe des Ordensmantels. Im Winter wird dazu noch ein Überwurf aus weißem bzw. schwarzem Pelz getragen. Die Cappa ist aus einem klerikalen, mit Kapuze versehenen Mantel entstanden, dessen sich die Prälaten bedienten, wenn sie zu Pferd in der Begleitung des Papstes die Stationskirchen besuchten. Der Papst gebrauchte sie seit der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts, während die Kardinäle sie seit Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts trugen. Die Cappa, wie die Mozzétta und das Mantelléttum (siehe unten) sind im strengsten Sinne des Wortes keine liturgischen Gewandstücke, sondern Kennzeichen kirchlich-weltlicher Macht.

Eine kleine Cappa, ebenfalls über dem Rochétt getragen, ist die Mozzétta, ein mit einer kleiner Kapuze besetzter Schulterkragen, der vorne durch Knöpfe geschlossen wird und dessen sich die eben genannten Prälaten an Stelle der Cappa magna in der entsprechender Farbe bedienen.

Die Mozzétta gilt als Zeichen der Rechtsgewalt; deshalb dürfen die Prälaten außerhalb ihres Rechtsgebiets (Diözese, Abtei) sich ihrer nicht bedienen, sie tragen dann einen mantelförmigen, armlosen Umhang, das sogenannte Mantelléttum, Kardinäle und Äbte allerdings unter der Mozzétta. Die Mozzétta (vom italienischen „mozzare“, abschneiden, abkürzen) ist seit dem späten Mittelalter in Gebrauch.
liturgische Hand- und Fußbekleidung
Alle, welche das Recht auf die bischöflichen Abzeichen hatten, trugen beim Hochamt bis zur Opferung seidene, mit einem Kreuz bestickte Handschuhe, die mit gestickten Manschetten versehen sind. Ihr Gebrauch dürfte schon um 900 aufgekommen sein und galt als bischöfliches Vorrecht, das seit 1075 auch Äbten verliehen wurde. Als Fingerhandschuhe waren sie gestrickt oder aus Stoffen zusammengenäht. Sie wurden aus Leinen, Seide, Wolle verfertigt. Die Farbe entsprach der Farbe des Messgewands.
  
Zur pontifikalen Fußbekleidung gehören seidene Strümpfe und Schuhe, die in denselben Farben wie die Handschuhe hergestellt sind. Die Schuhe, welche die Form von Pantoffeln haben oder mit einer Schnur zum besseren Halt zugebunden werden, pflegt man mit einem Kreuz zu besticken. Dir Strümpfe sind gestrickt oder gewebt, können auch aus Seide genäht werden. Die Sitte einer liturgischen Fußbekleidung ist aus den Mosaiken in der Kapelle des hl. Sátyrus in Mailand und San Vitále zu Ravenna ersichtlich. Anfangs wurde sie in Rom von allen Kleriker getragen, stand aber ab dem 11. Jahrhundert nur noch Papst und anderen Würdenträger zu, denen sie verliehen wurden. Die Fußbekleidung rührt von den römischen Standesschuhen her, die im vierten Jahrhundert üblich waren. Die ältesten Schuhe waren Ledersohlen die mit Riemen befestigt wurden. Im elften Jahrhundert werden sie zu geschlossenen Schuhen, vom 15. Jahrhundert ab erhalten sie Pantoffelform. Im Mittelalter schmückte man sie mit Gold- und Seidenstickerei. Die Schuhe deuten auf das Predigtamt, die Strümpfe gelten als Sinnbild eines reinen Wandels.

Die liturgische Kopfbedeckung
Die auszeichnende Kopfbedeckung des Papstes ist die Tiara, ein kegelförmig spitz zulaufender Hut, der mit drei Kronreifen und Steinen geschmückt ist. Sie ist keine eigentliche liturgische Auszeichnung, wie sie auch aus dem außerliturgischen Camelaucum (einer einfachen, helmartigen weißen Mütze entstanden ist, die, wie es scheint im zehnten Jahrhundert mit einem Kronreifen geschmückt worden ist. Ein zweiter Reif wurde und Bonifaz VIII. (1254-1303) hinzugefügt, ein dritter wird 1315/16 zum ersten Mal erwähnt.
Die liturgische Kopfbedeckung des Papstes, der Kardinäle, Bischöfe und Äbte ist die Mitra (Inful), die aus zwei durch Stoff verbundene, in einer Spitze zulaufenden Hälften („Hörnern“) besteht und rückwärts durch zwei herab fallende Bänder mit Fransen geschmückt ist. Die Mitra ist um die Mitte des 10. Jahrhunderts in Rom aufgekommen und hat sich von dort aus im Abendland eingebürgert. Zu Beginn ihrer Entwicklung waren die „Hörner“ seitwärts angeordnet.
Zur liturgischen Kopfbedeckung im weiteren Sinne gehören der Pileolus (auch Solideo oder Zucchetto) und das Birett. Der Pileolus ist ein kleines, rundes Scheitelkäppchen, das der Papst in weißer Farbe, die Kardinäle in roter, und die Bischöfe in violetter, die Äbte und Geistlichen in schwarzer Farbe tragen. Die Prälaten tragen den Pileolus unter der Mitra.
Das Birett ist eine steife vierkantige Kopfbedeckung, mit drei oder vier bogenartigen Aufsätzen und einer Quaste in der Mitte. Durch die Farben werden die Unterschiede in der kirchlichen Stellung der Geistlichen angezeigt. Das Birett geht in den Anfängen bis ins Ende des 10. Jahrhunderts zurück. Ursprünglich war es eine halbkugel- oder zylindrische, weiche Mütze.
  
III. Die liturgischen Abzeichen
Der Manipel ist ein ungefähr einen halben Meter langes, fünf Zentimeter breites Band, das auf dem linken Arm über der Albe getragen wird, so dass die mit Fransen verzierten Enden vom Arm in gleicher Entfernung herabhängen. Durch eingenähte Bänder oder durch Zusammennähen der beiden Hälften zu einem Durchschlupf in der Mitte wird das Tragen des Manipels ermöglicht. Er richtet sich in Stoff und Farbe nach dem Meßgewand. Der Manipel ist aus der im römischen Leben bei Leuten von Stand gebräuchlichen Mappa entstanden, eine Art Taschen- oder Schweißtuch, das aber nur als Zierstück diente und in der Hand getragen wurde. Überall wo der römische Ritus im neunten Jahrhundert angenommen war, gehörte die Máppula zur liturgischen Kleidung der höheren Weihegrade.

Die Stola, das charakteristische Abzeichen der Diakone, Priester und Bischöfe ist ein in der Farbe, Ausstattung und dem Stoffe mit dem Manipel übereinstimmendes Ornatstück, in der Form eines ungefähr zweieinhalb Meter langen und zehn Zentimeter breiten Streifens, der in der Farbe mit der des Messgewandes übereinstimmt. Sie wird in der Mitte, meist auch an beiden Enden mit einem Kreuz versehen. Ihre Tragweise ist verschieden. Die Diakone tragen sie wie eine Schärpe; sie liegt auf der linken Schulter auf und hängt zur rechten Seite unter dem Arm herab. Priester und Bischöfe legen sie um den Nacken, dass die Enden über die Brust herunterhängen. Unsere heute gebräuchliche Stola wurde ursprünglich „Orárium“ genannt, worunter man im bürgerlichen Leben und Mund-, Hals- oder Schweißtuch verstand, während „Stola“ das eigentliche Staats- und Ehrenkleid der römischen Matronen bezeichnete, die sie ebenso als solche kennzeichnete, wie die Toga den römischen Bürger. Seit dem zehnten jahrhundert ist die Stola Abzeichen der höheren Weihegrade, während in früheren Jahrhunderten der Gebrauch mannigfaltig war.

Das Pállium ist ein ringförmiges, durch sechs schwarze Kreuze geschmücktes Wollband mit je einem kurzen Endstück an beiden Seiten; es wird so auf den Schultern getrage, daß die beiden Streifen auf Brust und Rücken herunterhängen. Vier Kreuze sind auf das ringförmige Band eingestickt. Es wird mit goldenen Ziernadeln befestigt. Rechtlich ist das Pallium die Auszeichnung des Papstes und der Erzbischöfe. In Rom ist es seit dem vierten Jahrhundert in Gebrauch. Ursprünglich ein streifenförmig zusammengefaltetes wollenes Tuch, schrumpfte es schon im siebten Jahrhundert zu einem bloßen Band zusammen, das man um die Schultern legte, so dass seine Enden von der linken Schulter vorne und hinten herabhingen.

Der Ring wird von Bischöfen und Äbten in und außerhalb des Gottesdienstes am rechten Ringfinger getragen. Der Pontifikalring, erstmals 633 auf dem Konzil von Toledo erwähnt, seit dem Jahre 1000 von den Bischöfen allgemein gebraucht, pflegt golden und mit Steinen besetzt zu sein.

Der Bischofsstab, ein mannshoher, meist aus Metall gefertigter Stab, besteht aus drei, gewöhnlich durch ein Gewinde trennbaren teilen. Auf ältern Gemälden und Plastiken erkennt man am Stab ein Leinentüchlein (panissellus), das vom Knauf herabhängt. Es hatte wohl den Zweck, schädliche Einflüsse, die durch Handschweiß hervorgerufen werden, fernzuhalten, war aber auch, wenigstens zeitweilig, das Zeichen einer beschränkten Rechtsgewalt für Prälaten, die nicht Diözesanbischöfe (Äbte) waren. Seit dem elften Jahrhundert hat sich im Abendland die Form des Krummstabs durchgesetzt. Vorher gab es die sogenannten T-Stäbe, die heute noch im Orient üblich sind.

Das Brustkreuz (Pektorale) wird an einer Kette oder Seidenschnur um den Hals getragen. Papst Innozenz III. ist der erste Liturgiker, der das Brustkreuz erwähnt, während die Bischöfe sich seiner erst gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts allgemein bedienten. In frühchristlicher Zeit war es üblich Reliquien, oder Texte des Evangeliums, in Kapseln (auch in Kreuzform), um den Hals zu tragen.

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Ein Königspaar hat eine kleine Tochter, welche die seltene seherische Gabe besitzt, in die Zukunft blicken zu können. Sie hat sich bisher nie geirrt. Daher bricht in der Burg große Unruhe aus, als das Mädchen eines Tages voraussagt: "Morgen zur neunten Stunde wird mein Vater sterben." Für den Hausherrn folgt eine schlaflose Nacht, dann endlich kommt der Morgen. Da klopft es an der Tür zum Schlafgemach. Der Hausherr, mit zitternden Beinen und dem Schwert in der Hand, öffnet die Tür und sein Herold steht davor. Im selben Moment schlägt die Glocke zur neunten Stunde. Da bricht der Herold wie vom Blitz getroffen tot zusammen. Der König atmet tief durch und sagt zu seiner Gattin: "Gott sei Dank, diesmal hat sich die Kleine geirrt..."
Kommt ein Kreuzritter nach einigen Jahren von einem
Kreuzzug zurück auf seine Burg. Als seine Frau ihn sieht, sagt sie: "Deine Haare grau, dein Gesicht ist schmal, ich glaub, du bist nicht mein Gemahl." Da sieht er sie an und sagt: "Dein Busen hängt, der Hintern breit, is gscheiter, wenn i weiter reit." |
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